« STRASSENKINDERPROJEKT » DES ZIRKUS MILCO
Das Institut Bakanja in Lubumbashi, der zweitgrößten Stadt im Kongo, bietet „Straßenkindern“ eine vorübergehende Heimat. Mitarbeiter des Zirkus Milco kommen zu ihnen und trainieren mit ihnen Akrobatik. Dieser Zirkus wurde vor vier Jahren auf einer ähnlichen Basis gegründet. Im Institut Bakanja in Lubumbashi, Provinzhauptstadt im Süden Kongos, leben 80 Kinder und Jugendliche, die sich dagegen wehren “Strassenkinder” genannt zu werden. “Straßenkinder”, das sei ja so, als gehörten sie der Straße, als sei die Straße ihre Familie. Auch wenn ihre Familien häufig dysfunktional sind und sie aus den verschiedensten Gründen (Gewalt, Armut, Tod eines Elternteils…) nach Bakanja kamen, setzt sich Père A sehr für eine Rückführung zu ihren Verwandten ein. So lange wie nötig können sie jedoch im Institut leben, welches von nur zwei Salesianer-Brüdern und fünf Freiwilligen geführt wird. Und auch nach einer Rückführung in die können sie weiter kostenfrei die dazugehörige Schule besuchen. Die Mitarbeiter geben sich alle Mühe, den Kindern einen stabile Umgebung zu bieten, in der sie eine Schulausbildung erhalten und danach gegebenenfalls in weiterführende berufsbildende Einrichtungen der Salesianer vermittelt werden. Dennoch stellt ein Highlight der Woche immer das Zirkustraining dar. Seit zwei Monaten kommen jeden Donnerstag zwei Mitglieder des Zirkus Milco, Jonglierbälle, Einrad und Balancierseil im Gepäck. Bei unserem Besuch führen sie uns schon erstaunliche Kunststücke vor, Akrobatik fällt den Kindern sichtbar leichter als Clownerei. Anfangs wollen fast alle Kinder von Bakanja mitmachen, durch hartes Training hat sich aber die Zahl nach und nach auf ca. 40 Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 15 Jahren reduziert. Auf die Frage, wie sie in der kurzen Zeit schon so grosse Fortschritte erzielen konnten, antwortet Donat vom Zirkus Milco “Die sind Kummer gewohnt. Ich glaube sie wissen, wenn sie nicht immer ihr bestes geben, haben sie sowieso keine Chance.” Marie-Belle Binelli, die den Zirkus Milco einst unter ähnlichen Umständen mit Hilfe eines Priesters aufgebaut hat, seufzt : « Es ist schwer: einerseits möchten die Jungs vom Zirkus den Kindern, die in einer ähnlich unterprivilegierten Situation wie sie aufwachsen, etwas zurückgeben und nicht nur Freude schenken, sondern auch eine zweite Zirkusgeneration aufbauen. Andererseits haben sie als Zirkus auch kein festes Einkommen, weshalb sie die Strecke nach Bakanja teilweise über eine Stunde zu Fuß zurücklegen, um Kosten zu sparen. Vor die Wahl gestellt den Bus nach Bakanja zu nehmen oder von dem Geld lieber einen Laib Brot für die eigenen Kinder zu kaufen, nehmen sie lieber den langen Fußmarsch in Kauf. Auch unsere Ausrüstung ist für so viele Mitglieder unzureichend. Bei Besuchen in und aus Deutschland unterstützen uns Freunde immer wieder, sei es mit Jongliertellern oder Balancierseilen, jedoch fehlt es an Mitteln um sicherzustellen, dass unser Projekt dauerhaft Bestand hat.” Marie-Belle Binelli (oben links im Bild), gebürtig aus Kamerun, hat einen Grossteil ihrer Kindheit, Schule und Studium in Trier verbracht. Ihrem Jugendtraum Nonne zu werden und als Missionarin in Afrika mit Waisenkindern zu arbeiten, kam die Liebe dazwischen. Aber auch so ist sie mit ihrer eigenen Familie nach Afrika, genauer in den Kongo, gekommen, wo sie neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin ehrenamtlich den Zirkus Milco leitet. Trier bedeutet für sie und ihre Familie jedoch immer noch ein Stück Heimat.